Kommunikation: Kindchenschema

Kindchenschema?

Die Merkmale des Kindchenschemas spielen eine wichtige biologische Rolle bei der Aufzucht von Nachwuchs, denn sie aktivieren bei Elterntieren den Beschützerinstinkt, das Brutpflegeverhalten und hemmen bei anderen erwachsenen Tieren Aggressionen gegenüber dem Nachwuchs. Auch beim Menschen haben diese Signale eine starke Wirkung, und das sogar artübergreifend. Denn wir finden nicht nur menschliche Babys niedlich und süß, sondern ebenfalls Tierbabys (Kätzchen, Hundewelpen, Eisbärbabys usw.). Ähnliches gilt für Tiere, die gar keine Jungtiere mehr sind, sondern erwachsen, jedoch aufgrund ihrer arttypischen Eigenschaften dennoch auch als adulte Tiere Kindchenschema-Merkmale aufweisen, z. B. Pandabären, Koalabären, Kaninchen oder Hamster. Selbst bei künstlichen Reizen wie Cartoons wirken diese Mechanismen noch. So ist z. B. der Erfolg der Figuren von Walt Disney zu einem Großteil darauf zurückzuführen, dass Disney es verstand, seinen Trickfiguren so geschickt Kindchenschema-Merkmale in überzeichneter und karikierter Form mitzugeben, dass sie auf den Betrachter niedlich und sympathisch wirken.

Doch auch im Design von Alltagsprodukten spielt das Kindchenschema mit!

„Das Muster von Augen, Nase und Mund dient dem Kind von früh an als Orientierung auf der Suche nach der Mutter. Und diesen Blick behalten wir über die Jahre auch als Erwachsene bei.“ Deshalb sei es ganz normal, dass der Mensch in leblosen Gegenständen nach einem Gesicht suche. Die Autodesigner gingen ganz bewusst darauf ein: „Die Augen als Scheinwerfer, die Stoßstange als Mund und der Kühlergrill als Nase: Schon hat das Auto etwas Menschliches und ist einem emotional näher“, erklärt der Kölner Design-Professor Paolo Tumminelli.

 

In den vergangenen Jahren hätten die Fahrzeughersteller aber verstärkt das Minenspiel entdeckt und den Autogesichtern einen ganz speziellen Ausdruck mit auf den Weg gegeben. Damit soll die Gefühlswelt der Kunden beeinflusst werden.

Die Formgeber folgen zwei unterschiedlichen Strömungen: Kleinwagen und designierte Frauenautos werden betont niedlich gezeichnet, spielen mit dem Kindchenschema und wecken den Beschützerinstinkt, sagt Fügener. „Ach wie süß, den will ich haben“ - so fasst er die Botschaft zusammen.

 



Besonders sportliche, luxuriöse und schnelle Autos bekommen dagegen einen aggressiven Gesichtsausdruck. Der soll Respekt einflößen und dem Fahrer im Zweifel die Fahrspur räumen. „Dabei bedienen sich die Designer oft aus der Tierwelt und lassen sich von Raubtieren, Raubvögeln oder Raubfischen inspirieren.“